My Uncle Jochen in Feucht, Germany grew up in Silesia too and could read and understand the dialect. He translated a book of poems that my grandfather wrote in the Silesian dialect into formal German. He said that he was impressed with my grandfather Baer. “Er hatte eine gute “Sicht der Dinge” und verstand es, seine jeweiligen Personen in bestimmten Situationen treffend darzustellen. Dazu bedarf es einer guten Begabung. He was a good observer of people and places and knew how to describe people in specific situations in an interesting way. He was a talented writer.
Schlesch’sche Gedichtla
Unsere Mutter machte es so!
Sieben Jungen hat Pauline,
die jetzt längst verheiratet sind
und von Mutters guter Küche
viel erzählen ihren Weiberlein [Ehefrauen]
Denn einen recht schönen Hasenbraten,
Sülze [Aspik] und gar – Himmelreich [= schlesisches Nationalgericht!]
Mohnklößchen – und polnische Soße
Bringt halt einmal jeder nicht gleich!
So wie Mutter all das brachte,
so bringt es überhaupt kein Mensch!!
Töchter nicht und Schwiegertöchter – ,
Wie gesagt; kein anderer Mensch!
Oh, die vielen Sorten Kuchen
Brachte keines von ihnen gerade so!?
Wenigstens sagten so die Jungen –
ließen ihren Weibern keine Ruhe!
Immer wieder tat es heißen:
„Unsere Mutter machte es so!! –
Geh doch zu ihr, lass’ dir es zeigen,
mach es doch auch einmal so!
Und als die sich das Rezept holten
Von dem Mutterla Paulin‘
Und es dann auch so versuchten,….
Schmeckte es gleich noch mal so schön!
Oh, wie tun jetzt alle futtern!
Oft wird nun das Maul beleckt –
Und es sind jedes Mal leer die Teller,
weil es so wie…..“bei Muttern“ schmeck!
2
Ferien
Gar schön ist es, wenn die Kinder grüßen,
hübsch freundlich sein zu jedermann
und nie so tun, als wenn wir „Großen“
sie reine gar nichts gehen an! –
Es macht einen sehr, einen schlechten Eindruck,
wenn man auf Besuch ist
und keines von den vielen Kindern
recht höflich mit „Heil Hitler“ grüßt!
Nun, in einem Dorf im hiesigen Kreise,
wo freundliches Grüßen Mode ist,
und wo der Kantor [ist zugleich Schullehrer] hin und wieder
das Grüßen tüchtig üben ließ,
da komme ich mit dem Schubkarren
und nie ein kleiner Junge zieht den Hut
und auch kein Mädchen macht einen kleinen Knix, [weibliche Ehrenbezeugung]
nein, das gefiel mir gar nicht gut!
Nein, sag ich zu einem kleinen Knirps [=kleiner Junge]
(der mir als artig schon lange bekannt,
und der sonst immer zog die Mütze
und höflich kam herbei gerannt,
wenn man einmal was wissen wollte –
„Du grüßt ja heut nicht kleiner Wicht?
„Nun nicht, wir haben doch jetzt – Ferien, –
Da grüßen wir keinen Menschen nicht.“
3
Ein schöner blanker Taler
Zum Abschied
„Taler, Taler, du musst wandern [Taler ist eine Geld-Münze mit guter Kaufkraft]
von den einen zu dem andern!“
So haben wir oft gesungen,
und nun sind sie uns genommen
Na, so lange ich werde leben,
wird es auch preußische Taler geben.
Taten oft die Leute sagen –
Trotzdem sind sie eingezogen
Ach, was soll denn nun bloß werden,
ohne Taler hier auf Erden,
ich glaube es nie, dass das wird klappen,
Schacht*), der will uns wohl bloß foppen? [= necken, ärgern! *)Hjalmar Schacht war Nazi-Minister und Präsident der Reichsbank
Wollte vielleicht nur die hervor holen,
die im Sparstrumpf sich hübsch ausruhen!
Denn da drin hat es viele [Taler] stecken,
Kein Mensch könnte sie dort entdecken!?
Andre ja, na hee, gute Lotte,
rollten schneller – wer sie hatte,
machte öfters sich eine Lust,
„und wenn es gleich zwei Taler kostet!“
Nun, die neuen Fünfmarkstücke.
Nein, Ihr Leute, so ein Glück,
die sehen gerade wie Taler aus
kommen geflogen uns hübsch ins Haus!
Die sollen nie in den Sparstrumpf wandern,
sondern rollen, wie all die andern,
denn was hat denn der vom Geld,
der es fest im Waatschker hält . [Watschger = Geldbeutel, Tasche, Beutel]
Wir sind jetzt doch reiche Leute,
Seit die Reichsbank sich nicht scheute,
uns statt drei Mark … fünf zu geben, [Taler = drei Reichsmark]
jetzt können wir alles bezahlen.
4
Das Wagenlicht
Ein helles Licht muss jeder
jetzt an seinem Wagen haben,
damit, wenn die Polizei kommt,
sie ihm nichts anhaben kann.
Denn brennt nicht das Laternchen
Gibt es Strafe wie noch nie:
Und das – nicht wahr ihr Leute,
tut doch einem jeden weh!
Als Karl letzt unterwegs war,
da brach die Nacht herein
da er kein Licht nicht hatte
ging er zum Krämer hinein. [heute würde man „Tante-Emma-Laden“ sagen, in dem
man alles kaufen konnte. Eure Mutter definierte die Vielfalt
mit „Furz und Feuerzeug.“ (Furz = menschliches Abgas!)
„Geben Sie mir flink ein Wagenlicht!
Ich stoße einstweilen hinein
einen Rest vom alten Lichte,
dann geht das neue hinein.
Er hat es kaum gesprochen,
das sitzt auch schon ganz fest
sein Finger in der Tille [= Kerzenhalter]
so seht er schimpft und boshaft ist.
Es ist nichts mehr zu machen
Er kriegt ihn nie mehr raus!
Da nimmt er sein Laternchen
Und fährt ganz wütend nachhause
Die Tille auf dem Finger,
so zieht mein Karl los.
Dabei wird es immer finsterer
Und seine Wut ist groß!
Bloß gut, dass kein Polizist nicht
den Karle hat gesehn;
Denn das hätte doch ganz sicher
einen teueren Spaß gegeben.
Daheim mit Öl und Seife
Hat er immerfort versucht,
ob sein dicker Finger
nicht aus der Tille kriecht.
Er saß zwei volle Stunden
Und wusste sich keinen Rat,
bis flink zum Sanitäter
er sein Weibchen schicken tat!
Der kam mit seiner Schere
Und schnitt die Tille auf,
denn sonst säße wohl noch heute
diese auf Karles Finger drauf.
5
Die Notschlachtung
Die Musche [wohl Name der Kuh] war seit Wochen krank.
Ganz verstört stand sie in ihrem Stand!
Der Fritze wusste sich gar keinen Rat,
da rein nichts mehr helfen tat.
Erst kam ein homöopathischer Doktor,
doch wurde es immer noch verrückter!
Dann tat er noch seinen Nachbarn fragen,
der tat ihm nicht viel Gutes sagen
„Zum Tierarzt sollt er jetzt flink schicken,
denn sonst, meint er, würde sie verrecken.
Der Fleischer [Metzger] gar redete auf ihn ein.
„schlachte sie doch ab, sonst geht sie ein!“
Man sah es ja auch der Musche an
Man musste Mitleid mit ihr haben.
Sie hing den Kopf und fraß nicht mehr,
man merkte es alles tat ihr weh!
Der Milchertrag wurde auch geringer,
von Tag zu Tag gab sie weniger!
Darum wird sie heute abgeschlachtet
Und dann der Bauch gleich aufgemacht.
Als man durchsucht den Magenbrei,
da sah man nun die Schweinerei:
Eine Tabakspfeife lag im Magen,
die konnte sie freilich nicht vertragen.
Wie die mag sein dort rein gekommen,
das habe ich leider nie vernommen.
Da war es nun raus, wo das Pfeifchen war,
dass Vater letztens im Stall verlor!
Trotzdem schmeckte das Fleisch wunderschön,
man merkte nichts vom Nikotin!
6
Das Erntefest-Schweinchen
Wer ein Schweinchen hat im Stalle,
kann recht stolz und glücklich sein.
Denn hat man es ein Jahr gefüttert,
ist es ein Vier-Zentner-Schwein!
Doch verstehen muss man die Sache,
denn so einfach ist das nicht,
denn einen Kopf für sich hat oft
so ein kleines Borstenvieh.
Der Frau Meisterin ihr kleines Schweinchen
war bei ihrem Fressen sehr gewählt,
fraß bloß eingeweichte Semmeln
und die Kartoffeln bloß geschält
Man möchte sprechen, es wäre nicht möglich,
dass es so etwas geben kann,
dass ein so verwöhntes Schweinchen
seinen schönen Pomms [= zugerichtetes Schweinefutter] gar nicht anrührt.
Ganz verrückt kann man da werden
wen ein solches Biest nichts frisst
und die aufgebrachte Mühe
rein umsonst ist.
Darum versucht es die Frau Meisterin
erst einmal mit Lebertran;
wie man hört, soll es sehr gut sein,
wenn man so ein Zeug tut geben.
Doch verstockt [unnachgiebig] blieb das kleine Schweinchen,
und tat das Schnäutzchen bloß verziehen!
Ließ den Fraß mit Lebertran
in seinem Koben [= Schweinestall] einfach stehen.
Doch nun jetzt seit ein par Wochen
Ist das Schein schon ganz beleibt,
weil jetzt nämlich die Frau Meister
immer hübsch daneben bleibt,
wenn ihr „Liebling“ sich tut laben
Am „geschälten Kartoffelfraß!
Und sie krault ihm auch den Rücken
nun und satt – das macht ihm Spaß!
Zart und rosig grunzt es im Ställchen
rührt vom Flecke sich nicht weg!
O, das wird schönen Schinken geben
Und auch noch handbreiten Speck!
Jetzt nun, glaubt es nur, ist das Schweinchen
gerade drei Zentner, dass es kracht,
und darum wird es – so eine Freude
kurz vor dem Erntefest geschlachtet
Doch die Angst bleibt unvergessen,
die uns das Schweinchen hat gemacht
der Frau Meister all diese Wochen,
wo das Biest nicht fressen tat.
7
Der „Bremmer“ ist los!
Sehr tüchtig war der Futtermann, [wohl;Brummer = Mensch oder Tier mit ]
doch suff er gern das Luder, mit tiefer Stimme, vielleicht ein Bulle?
seine Frau, die sehr energisch war, [Luder = ein liederlicher Mensch]
hielt dort drüben kurz den Bruder.
Wollte er abends ins Wirtshaus gehen,
schloss sie hübsch zu,die Türe,
da sie es wusste ganz genau,
er kam nicht heim vor Vier [Uhr]
Doch Franze, der kein Dummer war,
tat schnell einen Trick erfinden:
sehr oft war nachts der Bremmer los,
den er doch musst anbinden.
Die Woche zweimal klopfte raus
der Nachtwächter den Franze
Und drin beim Wirtshaus tranken sie
dann zusammen sechs, acht „Ganze“ [sind wohl Liter?]
So ging das bald ein ganzes Jahr,
die Alte [Ehefrau] merkte nichts!
Doch fürchterlich wurde der Verdruss
als sie ihn jüngst erwischte.
Da war der Bremmer wirklich los
und attackiert den Fritze,
der sich gerade leise heimschlich
von Nachbars blonder Stütze [?]
Der macht mit lautem Angstgeschrei
den ganzen Hof rebellisch.
Und alle zusammen suchten jetzt
den „Futtermann“ energisch.
Doch Anna, seine Ehefrau,
die weint und lamentierte;
denn seit zwei Stunden war er fort,
wer weiß, was ihm passierte.
Wie sie beim schönsten Weinen war,
kam Franze aus der Kneipe!
Ach jeh, du armer Futtermann,
das war eine große Pleite!
Denn schnell schlug jetzt die Stimmung um
bei Franzens lieber Ehefrau.
Bei uns war daheim der Teufel los –
sie hatte Zorn im Leibe-
Ja, sieh‘ doch Franze, hättest du
deine Frau nicht so betrogen.
Nun ist dir nicht der Schlüssel bloß,
nein, auch das Bier entzogen
8
Die verunglückte Butterfuhre
Karlchen mit einem Butterkörbchen
kommt im Dorf drin rauf marschiert,
will zehn Pfund zur Frau Langner schaffen,
die morgen hin zum Markt fährt.
Mutter gab ihm gute Lehren,
denn zehn Pfund sind ein Kapital.
Er soll sich doch ein bisschen benehmen
und nicht überall rumstehen.
Als er grad auf halben Wege,
trifft er nun einen Schulkameraden,
der mit noch einem anderen Bürschchen
auf einen kleinen Wagen saß.
„Komm doch Karl, du kannst kutschieren,
das Körbchen stellen wir hinten drauf,
und dann können wir los kaläschen, [Kalesche = ein leichter, offener Wagen]
zuerst im Dorf und darüber hinaus.
Karlchen ließ es sich nicht zweimal heißen,
und es ging los die wilde Jagd-
Was? Etwas Kostbares im Körbla?
Danach wurde nie gefragt!
Doch die Freude ging nicht lange
Denn das Wägelchen fiel bald um.
Und das Karlchen mit samt der Butter
wälzten sich im Dreck herum.
Da war kluger Rat sehr teuer –
In dem Bache – ach verflixt [kennst du das Wort? Es ist ein verdeckter Fluch!]
Wusch er jedes Klümpchen Butter-
Freilich – nutzen tat das nie.
Frau Langner nahm natürlich
Die verhunzte Butter nicht.
Und der Karl, der arme Schlucker
Traut zur Mutter sich nicht mehr.
Wohl drei Tage hielt verborgen
sich das Karlchen vor Mutters Zorn.
Denn wenn die ihn erst erwischte,
wäre es ein böses Ding geworden.
Doch der Vater hat ein Einsehen,
und er sagt zur Mutter so:
nimm sie doch zum Kuchenbacken.
Da vertut sie sich im Nu!
Morgen wird aus Mehl und Butter
ein recht schöner Teig gemacht,
und dann zu den Feiertagen
wird das Ding dann richtig belacht.
Denn wir waren in jungen Jahren
akkurat auch gerade so.
Darum hör doch auf zu beißen –
Und lamentiere nicht immerzu.
9
Die erste Gesangsstunde
Der Karle ist sechs Jahre und geht zur Schule,
doch wird es ihm sehr schwer, dass er stillsitzen soll
Da sagt der Herr Lehrer: „jetzt werden wir mal singen!“
Er dachte der Karl würde Gefallen daran finden.
Er holte aus einem Kästchen die Geige hervor,
eben dass er seinen Kindern ein Liedchen spielt vor.
Er murkst auch an Wirbeln jetzt feste daran herum
Und tat seine Fiedel gar wunderbar stimmen.
Das quietscht halt ein bisschen und macht ein wenig Lärm –
Da tut unser Karl das Gesichtchen verzerren.
und sagt nun ganz leise so für sich hin;
„ich sehe schon, ich sehe schon, das klappt hier noch nicht!“
Er rückt hübsch beiseite, tut ganz reserviert,
damit, wenn was platzt, ihm auch nichts passiert.
Es ist ja kein Wunder, denn niemals tat schaun
der Karl eine Geige – da konnte man nicht trau‘n!“
Und als nun vollends gar eine Saite tat reißen
und das Ding auch gleich anfängt erbärmlich zu kreischen,
Da tut Karl den Lehrer am Rockzipfel zerren
Und fängt dann auf einmal ganz laut an zu plärren:
Ich sehe schon Herr Lehrer, ich werde es Dir auch sagen,
das Ding da, das wird dir die Fresse [Gesicht] zerschlagen.
10
Das verhexte Gebiss
In das Töpfchen auf der Ofenbank tut Karl stets sein Gebiss,
damit, wenn er morgens munter wird, es ihm zu Hand gleich ist.
Doch wie er heut ins Töpfchen guckt, ist kein Gebiss nicht drin,
da wird er gleich fuchsteufelswild und rast im Haus herum.
Er schimpft und poltert ganz toll los und bläst auch gleich Alarm:
„Weib, mach‘ bloß flink und renne einmal zu unseren Gendarm“ [Polizist]
Ein Dieb ist hier gewesen diese Nacht, es ist rein wie verhext!
Mach flink, dass wir den Dieb auch fangen, ehe Gras erst darüber wächst,
Und es kam auch gleich der Herr Gendarm und fragte mit Bedacht:
„Nun, haben sie denn nicht erst einmal die Stube hübsch durchsucht?“
Und kaum, dass er das gesagt hatte, – da hält er es in der Hand,
es lag gar nicht weit vom Töpfchen weg – hübsch unterm Kleiderschrank.
Das Kätzchen hatte in der Nacht wohl ein bisschen Durst gekriegt.
und das Töpfchen war halt umgefallen als Kätzchen Milch gesucht.
„Nun sehen Sie doch, ich dachte es mir bald, das es so würde kommen“,
so sagte Karl jetzt zum Gendarm – nicht wahr, sie nehmen es mir nicht krumm?“
Drum, wenn einmal wieder etwas passiert, denkt nicht an Diebe gleich
Und holt bloß nicht bei jedem Quark die Polizei herbei!
11
Der verdächtige Autofahrer
So ein Auto fahren ist schön,
ach, ich möchte gleich es haben!
Leider fehlen mir die Moneten,
so dass ich mir keines kaufen kann.
Doch ich bin schon sehr zufrieden
wenn mich einer mitnimmt,
wenn einmal bei schlechten Wetter
unsereins von Löwenberg kommt.
Ach, da ist man überglücklich
Wenn man so auf’s Trittbrett tritt
Und der Automann im Kistchen
Nimmt einem ein kleines Stückchen mit.
So ein Mann war auch der Fritze,
der einen jeden gleich lud ein,
wenn er Platz im Auto hatte:
„Kommen Sie bitte zu mir herein.“
Letzt, bei miserablen Wetter
kam er auch so angeflitzt,
und zwei allerliebste Mädel
hat der Dreck ganz schön bespritzt.
Ach, die armen, lieben Dinger
waren gar schrecklich zugerichtet,
denn eine ganz große Pfütze
Spritzte beide ins Gesicht.
Und da hoben sie die Fäuste,
drohten unserm Fritz gar sehr,
der kam schon zurückgefahren
und riss auch gleich auf die Tür:
„Ach, Verzeihung, meine Damen,
wie kann ich mich revanchieren?“
Doch sie taten verärgert und riefen:
„Gell, sie wollen uns bloß entführen?
Sind Sie wohl gar ein Mädchenhändler?“
lachten sie den Fritze aus:
Ja, das möchte Ihnen gerade passen,
nein, da wird gar nichts daraus.
Sieh nun Fritze, sieh, da hast Du es!
Warum haben sie nicht getraut?
Weil du sicher den kleinen Mädchen
hast zu tief ins Aug‘ geschaut!
Und, nicht wahr, Du siehst in Zukunft
Dich ein wenig besser vor,
und stehen Pfützen auf der Straße,
gelt da – raste nicht so sehr! [„Gelt, oder Gelle oder Gell“sind quasi „Verstärker!“]
12
Das Pfeifchen
Es ist doch einmal bei Kindern so:
Wenn sie gut gezogen sind, hat man seine Ruhe.
Man braucht nicht prügeln und schimpfen egal [= immerfort!]
Man nimmt bloß sein Pfeifchen und bläst ihnen einmal Rauch ins Gesicht!
Da sollt ihr nur sehen wie sie angeflitzt kommen,
sogleich, wenn der Vater sein Pfeifchen sich genommen.
Das ist eine Freude, man sieht gerne zu,
wenn alle die kleinen Kerle herbei kommen im Nu.
Der Fritze vom Nachbarn war auch gut dressiert,
da ist vor ein paar Wochen das Ding hier passiert:
Besuch war gekommen – da war es doch ganz klar.
Dass Fritzchen tagsüber daheim, niemals war.
Da pfeifft ihm der Vater zum Mittagessen wohl,
zu dem unser Fritzchen recht pünktlich sein soll.
Und was der Besuch ist, der tut mit ihm schön,
er meinte, er brauchte doch noch nicht zu gehen.
Doch Fritze, das Bürschchen das antwortete ihm:
„Du weißt ja einen Dreck – denn wenn es pfeifft, muss ich heim!
13
Der verunglückte Diebestransport
Zum Meister war ein Dieb gekommen
Und hatte sehr viel mitgenommen!
Wohl 70 Mark und Fleisch und Wurst,
eine Flasche Schnaps auch für den Durst.
Doch kaum war eine Stunde vergangen,
da war der Dieb schon eingefangen.
Ganz kräftig wurde der Kerl verprügelt
Und dann zum Herrn Polizist geschickt.
Der war nicht da, – und es ist wohl klar,
dass guter Rat nun teuer war.
Was sollte man machen mit dem Dieb,
der wie ein Wilder um sich schlug.
Darum wurde er erst einmal gebunden, –
Nach schwerer Arbeit war es gelungen!
Doch wie zum Amtsvorsteher hin?
Das war so einfach wirklich nicht!
Da schiebt sich Fritze in sein Genick
seinen Hut und sagt: „das hätte ich jetzt dick,
den Planwagen hole ich flink herzu
und schaff ihn fort, dann ist gleich Ruhe!“
Der Meister fuhr natürlich mit.
Er gab dem Dieb noch schnell einen Tritt
Und setzt sich vorne mit zu einem Pferden;
den Dieb will er im Auge behalten.
Doch wurde die Sache nun so:
Der Kutscher quatschte immerzu,
und keiner guckte nach dem Dieb,
der hinten sich die Zeit vertrieb
und an dem Strick herumkauen tat,
mit dem man ihn gefesselt hatte.
Nach zehn Minuten war er frei
Und griff in seine Tasche hinein,
nahm das Messer, machte die Fesseln los,
die man gebunden um seinen Fuß,
und mit einem Satz war er fort.
Ihm war es egal, was jetzt wird.
Nacheiner Weile danach guckt Fritze sich um –
Da lag kein Dieb mehr im Wagen drin,
und ganz toll poltert er nun los,
denn die Blamage war ja groß.
Bei Nacht und Neel fuhren sie heim,
es sollte keiner sehen was war geschehen!
Doch bald ging es herum im ganzen Dorf,
dass der Verbrecher brannte durch.
Der Meister hat sich gar versteckt,
weil alle Leute ihn geneckt!
Mit seinem famosen [= lateinisch = ausgezeichnet, großartig, prächtig] Diebestransport
Da foppen [= hänseln verspotten, ärgern] sie ihn immerfort.
14
Klatschbasen
Wenn Frauen auseinander gehen,
da bleiben sie noch lange stehen!
Denn jede will doch flink noch hören,
was so im Städtchen tat passieren.
Letztens auf dem Marktplatz in der Stadt,
da standen drei und hielten Rat!
Es waren redselige Weiber,
so richtige Zeitvertreiber!
Und nun, im Eifer des Gefechts,
da macht die eine gar nichts Schlechtes:
ihr Täschchen hing sie an das Schild
vom Auto, das dort gerade hielt.
Dann plauschten [= schön unterhalten] sie in guter Ruh‘,
Die eine hört der anderen zu!
Auf einmal fuhr das Auto los
und mit dem Klatsch war sehr schnell Schluss.
Nun tat sie weinen und lamentieren [= laut klagen und jammern],
das schöne Auto tat entführen
ihr Täschchen mit zehn Mark wohl drin,
nun war es fort, nun war es hin.
Ach „Herrjemine“ [Ausruf des Entsetzens oder des Schreckens] du armes Weib,
du tust mir in der Seele leid!
Du wirst wohl jetzt bloß immer klagen:
Was wird mein Mann wohl dazu sagen?
Der wird doch nicht so dämlich sein
und dir deine Wattscherei nicht verzeihen.
Und sieh doch hast du nicht gesehen,
di neues Geld in den Watschker geben? [Watschker = Geldbörse]
15
Ein Dutzent
Die Pauline mit ihrem Karl
und elf Kinderchen
komme zum Fotografen Knipser,
der sie abnehmen [= fotografieren] soll.
Doch zu teuer soll es nicht werden,
sie wollen es billig haben,
weil sie schon mit ihren elf Kindern
sehr zu stöhnen haben.
„Nun, beim Dutzend ist es ja billiger,“
Sagt der Fotomann
und Pauline, ganz erschrocken,
guckt nun an, Ihren [Mann :
„Hör doch,] Karl, wir müssen warten
noch ein halbes Jahr
Und wir gehen hier her erst wieder
Ostern über das Jahr!
Da ist voll dann unser Dutzent,
gell doch, lieber Mann!
Und es wird wohl der Herr Knipser
Dann ein Einsehen haben!
Wenn er es dann nicht will wahr haben,
was er heute gesagt,
nun, da wird das Bildermännchen
halt von uns verklagt!
16
Das Weihnachtshäschen
Gestern früh da fuhr die Emma
Nüsse und Äpfel in die Stadt,
konnte alles schön verkaufen
dass sie nun zum Fest was hat.
Flink nahm sie ihr Taschentüchlein,
band das Geld ganz feste ein;
denn da drinnen ist es sicher,
man verliert es nicht so gleich.
Wie sie dann nachhause strampelt
Sah sie an einem Staketenzaun,
wo ein Hase sich verfangen.
Sie traut ihren Augen kaum.
Doch sie überlegt nicht lange,
steigt nun ab vom Rade gleich,
will das Häschen flink abschlachten,
stecken in ihren Rucksack hinein.
Doch der Bursche kratzt und zappelt!
Ganz so einfach ist das nicht!
Gerade wie wir hängt er an seinem Leben,
so ein armes Hasenvieh!
Da zieht in ihrer Rage [= Wut]
schnell das Taschentüchlein raus,
will den Hasen so erwürgen,
löschen ihm das Lichtlein aus.
Denkt dabei nicht an die Geldstücke,
die sie eingebunden hat. –
Denkt bloß an einen Hasenbraten,
den es jetzt zu Weihnachten gibt.
Aber das Häschen, das ist flinker,
als das Weib mit ihrem Plan,
mit dem Tuche um sein Hälschen
reißt es aus – und flitzt davon.
Da steht Emma nun am Zaun,
flennt und flennt und lamentiert,
dass das Häschen samt dem Tüchlein
hat ihr so schönes Geld entführt. –
17
Da staunst du!
(Oder: der Erfolg der Übung.)
Das zweite Jahr geht schon die Lene
zur Schule bei ihrem lieben Freund,
den alten, guten Kantor [auch Organist und Schullehrer] Runge
der meint es sehr gut – doch sie oft träumt.
Und ist so recht nicht bei der Sache.
Und sie sagt oft noch zu ihm „Du“!
Das will er abgewöhnen, der Kantor
Und redet ihr väterlich nun zu:
Mein Kind, das du es dir besser merkts,
dass „Sie“ ihr zu mir sagen müsst,
da wirst du zehnmal es aufschreiben,
damit nie wieder du es vergisst!“
Daheim schreibt Lene fleißig nieder
was Kantor Runge ihr gesagt!
Dann kommt der Vater heim vom Felde
Und hat sie gleich sehr ernst gefragt,
was das denn so heißen sollte.
Sie wär wohl doch nicht recht gescheit,
dass sie als so eine große Strunze [= großes „lahmarschiges“ Mädchen]
noch immer „Du“ zum Kantor sagt! –
Zu Strafe musste noch zehn mal schreiben
die Lene jetzt den solchen Satz.
Es war ein gar tolles Geschreibsel. –
Drei Stunden saß sie auf ihrem Platz.
Am Tage drauf, da staunt der Kantor,
und freundlich mild er zu ihr spricht:
Du hast so viel Mal ja geschrieben?
Das, liebes Kind, wollte ich doch nicht.
Und auch so schön – und ohne Fehler,
nein, das ist wirklich ganz famos. [großartig, herrlich]
Da freut sie sich, die kleine Lene
und sprudelt gleich auf einmal los:
Nun ja, Herr Kantor gelt da staunst Du,
ich hab‘ mir das ja gleich gesagt,
dass Du nicht schimpfst – bloß unser Vater
der hat kein Einsehen gehabt!
18
Die Klöße
Oder: Warum ABC-Schütze Ernstel seinem Lehrer ausriss.
„Du Lehrer, dass Du es auch gleich weist,
ich gehe heute eher heim,
weil es zu Mittag Klöße gibt
.Die schmecken doch so schön“.
So brachte heute das Ernstel vor dem
Lehrer sein Anliegen
,denn, dachte er sich, das ist doch klar,
ich werde schon Urlaub kriegen.
Der Lehrer aber redet ihm zu,
er soll doch bei ihm bleiben,
sich schlagen die Klöße aus seinem Sinn
und das „i“ recht schön schreiben.
Doch Ernstel macht es heute gar keinen Spaß,
er träumt von anderen Sachen,
denkt bloß an Mutter, die daheim
tut schöne Klöße machen.
Als nun um elf die Pause ist,
da macht er lange Beine [= davon rennen]
„Du, jetzt legt sie die Klöße ein,
und ich – ich gehe jetzt heim.
Und wenn du auf den Kopf dich stellst,
ich komme nimmer zurück
denn dass es heute Klöße gib,
das ist mein einziges Glück.
Da konnte er freilich nichts sagen
der Lehrer und er lachte.
Ging es ihm als Kind ja gerade so,
wenn Mutter Klöße machte.
19
Das vergessene „Motto
Der Karl ist Vorstand vom Gesangverein,
ein sehr, ein netter und charmanter Mann.
Er ist die erste Kraft im zweiten Bass,
bloß schade, dass er gar nicht reden kann.
So schön er singt, so schwer wird es unserem Karl,
wenn er manchmal ein paar Worte reden soll.
Da geht es ihm kalt und warm den Rücken runter,
Der Schweiß ihm nur so von der Stirne rollt.
Letzt war im Nachbardorf Fahnenweihe,
wo Karl einen Nagel überreichen muss,
da würgt es halt ganz gräulich in der Kehle,
er denkt, ach wäre doch bloß schon endlich Schluss.
Doch sagt er nun, als er ist dran gekommen:
„Ich schlage den Nagel mit dem Motto…Motto ein! –
Ach, Quatsch mit Soße – jetzt habe ich es vergessen
Und schlage den Nagel – ohne Motto ein!
20
Die schwere Last in der Marktkiepe
[Kiepe ist ein großer Korb, der mit Gurten versehen auf dem Rücken getragen wird]
Wer jetzt zum Markt rein fahren will,
nimmt niemals Bauernbutter mit.
Denn wie wir letztens haben vernommen,
kann es dem, der es wagt, sehr schlecht bekommen
Da man es uns nun verboten hat,
bringen wir sie nie mehr in die Stadt.
Doch immer wieder wird man versucht,
ob es geht, dass man die Vorschrift bricht.
Kommt man darum mit einer Kiepe an,
tritt auch schon ein Polizist ran;
Denn das „Auge des Gesetzes“ wacht,
das keines von uns sich strafbar macht!
Letzt hockt sich auch die Kiepe auf
der Karl auf den Buckel drauf.
Er will einmal in das Städtchen rein
Und allerhand dort kaufen ein.
Dem „Blauen“ [Uniform der Polizei = blau] kommt es verdächtig vor
Dass Karl so tut, als träge er schwer.
Er hält ihn an und fragt ihn gleich,
ob es etwa – Bauernbutter sei?
Er denkt, ich werde ihn überführen
und ein Exempel statuieren!
Doch Karl steigt ab vom [Fahr]rad und lacht,
hat stolz die Kiepe aufgemacht.
Nun schmunzelt auch die Polizei,
die erst so streng guckte hinein.
Ein Nachttöpfchen lag darin so schön,
das Karl gekauft hat für fünfzehn Böhm. [= Geldstücke der damaligen Währung]
21
Eifersucht ist eine Leidenschaft
[die mit Eifer sucht, was Leiden schaff!]
Der Karl war schon bei Jahren
als er eine Frau sich nahm, –
ein allerliebstes Weiblein,
auf die er stolz kann sein.
Doch seht doch, seht ihr Leute,
nun war die Sache so:
der Karl ist eifersüchtig
und hat keinen Grund dazu.
Die Emma kriegt es bald dicke
sein ewiges Geschrei. –
Sie denkt: „na warte, – dich kriege ich,
dir brocke ich einmal was ein.
Als er nun eines Abends
einmal zum Wirtshaus ging,
da holt sie sich eine Leiter,
die sie in das Fenster hing.
Und wie nun unser Karle
so mitten in der Nacht –
vom Wirtshaus kommt getorkelt,
ist Emma aufgewacht.
Sie hört ein lautes Gemurmel,
ein großes Lamentieren
denn Karl ruft her – vom Mist:
„hier könnte ein Ding passieren“!
Bloß gut, dass es niemand gesehen hat,
dass brach die Leiter ein.
Verdammt – gerade ich muss stürzen
in so eine Mistbrühe rein
Denn so, im ersten Zorne,
da hat er gleich versucht,
die Leiterrauf zu klettern, –
dabei hat es ihn erwischt.
Und es ruft auch schon die Emma
zum Fenster oben raus:
Komm doch mein duftiger Karle,
mach flink – komm rein ins Haus.
Warmes Wasser ist schon fertig,
denn ich habe es mir ja gedacht,
dass so etwas würde kommen
bei deiner Eifersucht. –
Da war gerührt der Karle
Und weich wie Apfelmus,
hat bloß geseift, gewaschen,
dass er den – Duft wurde los.
Und trotzdem wurde – „ruchbar“
die Sache mit dem Mist.
Drum sei es dem eine Warnung,
der eifersüchtig ist.
22
Die verrutschten i-Pünktchen
Die kleine Elfriede hat geschrieben
„i“ eine ganze Tafel voll,
weil sie nach den großen Ferien,
die dem Kantor zeigen soll.
Stolz auf ihre fleißige Arbeit
Gibt sie es dem Herrn Kantor hin.
doch der lacht und neckt sich mit ihr:
„Kind, das sind doch keine „i!“
Alle stehen ja auf dem Kopfe!
Nein, was hast du bloß gemacht!
Und die andern Schulkameraden
Haben jetzt alle mitgelacht.
Friedel war ganz eingeschüchtert
Und hat nun gleich losgeweint:
Gestern waren die Pünktchen oben,
sie sind nachts erst so verrutscht!“
Denn sie konnte es sich nicht erklären,
dass der Kantor – umgekehrt
ihr die Tafel hielt vor Augen
und sie bloß hat vorgeführt!
23
Mit Absicht?
(Ein kleines Missverständnis)
Kleiner, sag mir bloß, warum weinst du?
bist ja ganz verschmiert!
Warum „stößt dich so das Böckchen“ [ist schlesische Redensart!]
Ist Dir was passiert?
„Ach der Karl, dieser Lump
Schmiss mich in den Dreck-
Und die beiden Butterschnitten
nahm er mir ganz flink weg.
„Hat denn der nichtsnutzige Bengel
sie mit Absicht weggefischt?“
„Nein mit Absicht nicht – mit Käse
und mit schöner Leberwurst!“
Und ein halbes Klümpchen Butter
war wohl darauf geschmiert.
Nein, dass er mir gerade die wegnahm,
das ist unerhört!“
24
Die Pünktchen
Das Fritzle sitzt und kaut am Stift.
Die Schreiberei ist ja so schwer!
Und öfters malt der gute Kantor
Das „A“ und „I“ ihm noch mal vor.
Doch nichts zu machen ist mit dem Fritzchen,
ganz toll sehen seine Haken aus!
Und öfters denkt er wohl so bei sich:
„ach, wäre bloß schon die Schule aus!“
Die geraden Beinchen von den Dingern,
die bringt er halt nun einmal nicht!
Drum spart er sich die schwere Arbeit
und malt bloß lauter Pünktchen hin.
Als dies der Kantor sich tat ansehen,
da sieht Fritz forsch zu ihm hinauf:
„Du, Kantor mal‘ Du doch das „Gestelle“,
die Pünktchen mach‘ ich dann selber drauf!“
25
Die Ziege im Schlafzimmer
Oder: so war die Frage nicht gemeint!
„Eine Meckerziege kaufe ich
mir dieses Jahr bestimmt,
da ist am allerbesten
gesorgt für Weib und Kind.
Sie gibt ja Milch einen Haufen.
Da machen wir Butter draus,
und schöner Ziegenkäse
ist immer dann im Haus.
Und fressen tut die Ziege
viel weniger als die Kuh,
da reicht mein Gärtchen gerade,
das andere kauf‘ ich dazu!
Ein bisschen Heu und Rüben –
die Kartoffeln habe ich alleine. –
schon morgen tu ich sie kaufen
und bring‘ sie dann gleich mit heim.
So sagt der Töpfer Franze
zu seinem Herrn Nachbar letzt. [letztens]
Doch der ist sehr eschrocken,
hat sich gleich hingesetzt:
Nein, Franz, bei dir geht’s „Radel!“. [bist verrückt!]
Du hast wohl doch einen Knall!
Du hast doch für die Ziege
noch gar nicht erst einen Stall.“
Ich nehme sie in die Stube,
in der wir schlafen tun.
Eine Ziege ist ja reinlich,
zur Not, da geht das schon.
„Ja, aber lieber Franze,
stört der Geruch dort nicht?“
„Ach, mach’doch kein Gemähre, [Lieblingswort der Schlesier! = Umständlichkeit!]
Daran gewöhnt sie sie sich. [die Ziege]
26
Die Vogelscheuche
[Die Vogelscheuche ist ein aus abgetragener Kleidung samt Hut gefertigtes menschliches „Wesen“. In den Garten oder auf das Feld gestellt, soll sie die Vögel verscheuchen, die großen Appetit auf die frisch gesetzten Pflänzchen, aber auch auf den Samen oder Früchte wie zum Beispiel die Kirschen haben!]
Fräulein Zeiger steht im Garten,
schaut die Pflänzchen an,
ob sie aufgehen und schön wachsen, –
aber traurig stehen sie da.
Denn die niederträchtigen Spatzen
scharren doch alles aus!
Und die Würmer und die Mäuslein
machen sich einen Schmaus.
Einen sehr guten und schmackhaften
aus den wurzeln! –
Nein, umsonst war ihre Arbeit,
das Geld umsonst vertan.
Da kommt neugierig an der Nachbar,
ist betulich sehr:
„Nein, Fräulein Zeiger, tun Sie mir es glauben,
es ist kein Spaß von mir:
Aufstellen müssen sie eine Vogelscheuche,
da wird es besser werden,
das ist noch das einzige Mittel,
Spatzen los zu werden!“
Es ist nicht nötig,“ sagt da die Zeigern
und sie lächelt bloß –
da ja ich alle Tage im Garten –
tüchtig jäten muss!“ [Jäten = Unkraut raushacken oder rausreißen]
27
Der Verräter
Karl nippt gern einmal aus der Flasche,
nimmt gar oft einen Schluck daraus.
Und die Emma meckert darüber,
weil sie und sie kommt nie aus [Spezialität des Dialekts, das doppelte „sie“ usw.]
mit dem Gelde das der Karle
ihr die Woche über gibt,
da er eben gar zu gerne
aus der Pulle einmal nippt.
Darum stell sie recht hoch die Flasche
Dass er und er kann nicht hinauf!
Und zur Lendel, ihrer Tochter
sagt sie. „nun passe recht schön auf!“
Wenn du und du tust was merken,
dass er nach der Pulle greift,
nun dann kommst du, mir es schnell zu melden,
dass der Vater wieder säuft!
Schon nach einer Viertelstunde
Kommt das Lendla angeflitzt:
„Du, ich glaube, der nippt schon wieder,
der Stöpsel, der hat schon gequietscht!“
28
Der glückselige Kindsvater auf dem Standesamt
Guten Tag ihr Herren, guten Tat ihr Herren,
ich muss euch flink etwas melden:
bei uns sind Zwillinge gekommen,
zwei schmucke, stramme Helden.
Nun hört doch bloß ihr beiden Herrn
und freut Euch ein bisschen mit,
das kommt doch nicht alle Tage vor,
nein, so ein großes Glück!
Der Standesbeamte wundert sich,
er sitzt allein im Zimmer,
und doch redet der glückselige Mann
immerfort mit zweien immer!
„Ach hören sie mal, mein lieber Mann,
gehen sie nur nochmals fragen,
ob es wirklich zwei gewesen sind,
Sie können es mir morgen sagen.“
Am anderen Tage kam es dann raus,
dass ein Kind war gekommen.
Doch Vater hat es doppelt gesehen,
weil er hat einen „genommen.*)“ [* = sich vor Freude einen angetrunken]
29
Glühwürmchen in der Johannesnacht
Ein Gläschen Bier schmeckt doch sehr fein,
zumal, wenn es gar so schwül tut sein,
wie jetzt so um Johanni rum [Tag Johannes des Täufers = 24. Juni]
da ist der Durst doch wirklich schlimm.
Als Karl letzt kam vom Feld herein,
goss er ein Glas nach dem andern hinein
in den Hals, denn das Bier war eiskalt.
Nun ja, ihr Leut‘, da schmeckt es einem halt!“
Der Gastwirt gab dann noch ein paar Korn [= hochprozentiger Schnaps]
Da ist der Karl gelüstig geworden.
Und als es nun schon finster war,
hat er einen Rausch [= besoffen sein] sogar.
Zur Mutter ist er heimgegangen,
doch das Streichholz wollte nicht Feuer fangen,
er rauchte doch so furchtbar gern,
an jedem Tag wohl 10 Zigarren.
Da sieht er nun einen hellen Schein
und denkt, das wird der Nachbar sein,
der, eine Zigarre in der Hand,
ihm scheinbar kommt einher gerannt.
Er rennt darauf zu und brüllt ihn an:
Du willst mir doch nicht Feuer geben?
Doch immer weiter eilt der Schein,
es mochte wohl doch etwas anderes sein?
Bloß Karle sah das halt nicht ein,
plumps, fiel er in den Bach hinein,
weil er besoffen ist gewesen,
ist er ins Wasser rein gerast!
Ganz pfützenass wurde ihm jetzt klar
was für ein“ Feuerschein“ es war, –
Ein Glühwürmchen ist es gewesen,
auf das er darauf zu gerast!
30
Vergesslichkeit
Oder: Da war es ja gleich raus.
„Nun, Fritzel, sag mir doch, was soll es denn sein?“
So fragt der Krämer Nachbars kleinen Sohn,
der zu ihm kommt, einen Sechser [Geldmünze] in der Hand,
und nimmer weiß, was er eigentlich soll holen.
Fritz sinnt und simpeliert – es fällt ihm nicht ein.
Er weint auch flink ein Tröpfchen dazu:
Nein, immerfort habe ich es für mich her gesagt:
„Für einen Sechser Zimt“ – und doch vergas ich es nun.
31
Der vorsichtige Stotterer
„Nu, nu, nu, nu sagen sie mal
Wie spät mag es wohl sein?
So fragt der Stotterfranz
im Kupee [früher: ein Abteil im Eisenbahnwagen] Herrn Klein,
der ihm gegenüber saß
und halt gerade so tut
als hätte er rein nichts gehört
und zur Tür hinaus sieht.
Da ich mit im Abteil saß,
gab ich nun Bescheid,
denn der arme Stotterer
tat mir wirklich leid.
Als er später ist ausgestiegen,
Sag ich zu Herrn Klein:
„Hören sie mal wie können sie bloß
so unhöflich sein?
Artig hat er sie gefragt
Und sie mucksen nicht.
Er hat sicherlich gehofft,
dass er Antwort kriegt.“
„Nu, nu, nu, nun meinen sie wohl,
das ich und ich so
mir in‘ s Ma, Ma, Maul rein hauen
von einen solchen da?
Der hätte sicherlich gedacht,
ich veräpple ihn.
Und das hätte das Männchen mir
Niemals mir verziehen.
32
Die verschütteten Blaubeeren
Letzt fuhr ich einmal ins Städtchen,
da sah ich ein Ding zum Malen!
Einer Frau war das Blaubeerkörbchen
grad aus der Hand gefallen.
Gerade mitten auf der Straße
war ihr das Ding passiert,
und alle Leute haben sie
natürlich ausgeschmiert
Ehe sie einen Besen gefunden,
mit dem sie hätte gekehrt
die Blaubeeren schön zusammen,
war das Unglück schon passiert..
Von beiden Seiten kamen
ein paar Autos angehetzt
und haben die schönen Blaubeeren
zu Blaubeeren-Mus zerquetscht.
Da stand sie nun und weinte,
man musste Mitleid haben,
denn all das lange Bücken
war ganz umsonst getan.
Und die Moral von diesem,
das leuchtet nun jedem ein:
wer Blaubeeren will verkaufen,
darf stolpern nicht dabei!
33
Große Rosinen
Oder: wie sich Karl das so vorstellte
Der Onkel Fritz kam öfters mal zu uns zu Besuch,
der kleine Karl dann immer ihm auf den Knien rum kroch.
Denn Onkel ist so spaßig und macht ihn jeden Willen.
Und wenn Karl um etwas bettelt, da tut er es ihm erfüllen.
Als Onkel Fritz nun wieder einmal uns besuchen kam,
da geht der Karl behutsam an ihn ganz nahe ran.
Er hat was auf dem Herzen, möchte dem Onkel was fragen,
bloß er weiß noch nicht, was der dazu wird sagen.
Doch nach einer kleinen Weile da fängt mein Karle an:
„Du, Onkel, kannst mir es glauben, Deinen Kopf, den möchte ich haben!“
Als der nun fragte „warum denn? Da stellt er forsch sich hin:
„Der Vater meint, gar große Rosinen hättest du drin.
Die esse ich doch so gerne, ach gib sie mir doch gleich.
Eine Tüte habe ich schon, da tue ich mir sie rein.
[Wieder eine echt schlesische Redensart: „Du hoast wull Rusinka eim Kupp?“ Sagt man bei nicht erfüllbaren Wünschen!“]
34
„Des Nachts“
Der Kantor fragt kurz vor Weihnachten,
als von den Hirten er berichtet,
„die hüteten des Nachts die Herden.“
Was das wohl so bedeuten möchte.
Der Fritze meint, im Dorf wäre es Mode,
dass man bei Tage weiden ließ.
Die Schafe und die Kühe deshalb
man trieb sie raus wenn es hell wird – früh!“
Und holt sie rein, wenn es finster wurde,
dass doch dem Viehzeug nichts passiert!
Wer weiß, warum sie dazumal
das Vieh nie haben in den Stall geführt?“
Da kam der Anna ein Gedanke:
„Herr Kantor, ach so denke ich es mir:
Sie haben gewiss die Schafe gerade
getrieben auf der Herrschaft ihres. [Grundstücks. Der adelige Grundherr des Dorfes,
war ein Graf, ein Baron oder ähnlich.]
Und dort, auf dem „herrschaftlichen“
Sollte keiner was sehen davon,
damit sie dann am anderen Abend
dort könnten weiden noch einmal!“
35
Ein bisschen mehr Rücksicht
Ein Wörtchen zum Kampf der „Luxer“ mit den „Radioten“
Wenn man jetzt bei Mondschein
um die Promenade geht,
und mit „Muttern“ unter dem Arm
fröhlich durch das Städtchen zieht,
nun, dann kann man was erleben,
groß ist da der Ohrenschmaus,
denn wohl aus zehn Fenstern
schallt gar laut Musik heraus.
Dort, da „jazzt„ es und da tut es trillern,
oder auch ein Grammaphon
will uns „künstlerisch begeistern
mit seinem wundervollen Ton!
Rein verrückt kann man da werden,
wenn man mittendrin steht
in dem ganzen „Tongewimmere,“
das sehr auf die Nerven geht!“
Nehmt doch bloß ein bisschen Rücksicht
und macht das Fenster ganz fest zu,
wenn ihr sitzt vor eurem „Kästchen“,
denn der Nachbar braucht seine Ruh‘.
Ihr werdet ja auch gleich ganz wild,
wenn euch mal ein „Luxer“ stört [„Luxer“ ist wohl ein heimlicher Mithörer]
und ihr schreit gleich nach dem Kadi [Richter]
der ihn zur Bestrafung führt.
Da drin stellt ein bisschen leiser
euer schönes Funkgerät,
dass der Nachbar nicht gestört wird
und nicht in die Wut gerät!
Ich bin selber „Radiote“, [= Radioliebhaber]
Und doch kann ich gut verstehen,
wenn alle die darüber schimpfen,
die um zehn[Uhr] schon schlafen gehen.
Doch ich weiß auch, dass ich jetzt
trete in das Fettnäpfchen tief hinein
bei gar manchen, doch die bitte ich,
tut mir es doch noch einmal verzeihen.
Denn das muss doch jeder einsehen,
dass es so nicht weiter geht,
und dass damit das Radio
kommt in den größten Misskredit!
36
Das Füchslein und der Jäger
Ein gar guter Schütze ist auch
Unser Karl, das glaubt mir doch.
Denn wenn der erst losknallt,
nun, da liegt er auch, der Bock.
Ist bekannt im ganzen Kreise
als ein guter Jägersmann
bloß ein einziger im Revier
ist so frech – und glaubt nicht daran.
Und das ist ein strammes Füchslein,
der sich hat den Plan gemacht,“
„bei dem Mann holst du ein Gänslein
morgen früh, das wäre gelacht!“
Eine Frechheit, möchte man sprechen,
die bald gar nicht möglich ist.
Doch frühmorgens hält das Bürschchen
Sein fettes Gänschen im Gebiss.
Eiligst macht er sich jetzt dünn
mit der schweren, fetten Last.
Über den Hof quer drüber hinüber
zieht er ab und hat es verpasst!
Mitten auf der Jauchegrube
Bricht der freche Räuber ein,
und mit samt dem fetten Braten
fällt er in die Brühe hinein.
Da ist ihm nicht mehr zu helfen,
er ist tot und sagt nichts mehr.
Und zum großen Jägersmann
Kommt er ganz gewiss nicht mehr.
Der steht früh an seiner Grube,
fischt sich unsern Frechdachs raus
und vergräbt ihn samt dem Gänschen
hinter dem Geflügelhaus,
Doch ist er vor Zorn geladen
und er kocht in seiner Wut.
Darum, ihr Füchslein im Revier,
seid nur recht auf Eurer Hut! [= alte Redewendung. Sie sollen sich in Acht nehmen]
37
Der Schlumpf-Schütze
[Der „Schlumpf“ ist ein einfältiger Mensch aber auch eine zwergenhafte Gestalt aus der Comicliteratur, ein niedliches kleines Geschöpf. Den Höhepunkt erreichten sie in Deutschland, als Sigrid ein Kleinkind war und am liebsten mit ihren Schlümpfen spielte! Kanntet ihr sie auch in Amerika?]
Gar lustig ist die Jägerei,
ist man mit Herz und Sinn dabei!
Doch wird die Sache gleich sehr dumm,
fehlt einem dazu der rechte Mumm. [= Mut]
So ging es unserem Karle auch,
der Treiber sein musste manches Mal,
und der dann schimpfte wie ein Bär,
kam ihm ein Bäumchen in die Quere.
Wenn er in das Dickicht kriechen musste –
Er war dann manchmal so erbost
und biss wohl öfters in sich rein:
„Der Teufel hole die Jägerei.“
Als er nun älter war geworden,
da hatte er auch noch großen Zorn
auf all die vielen Jägersleute,
die ohne Jagd gar nicht sein können.
Und die einem jedem Stückchen Wild
nachrennen, als wenn es wer weiß was gilt. –
Die immer bloß wollen König sein,
über all wollen sie dabei sein.
Was nun sein Bruder Fritze war,
der lachte ihn aus und sagte sogar:
„Du bist ein Schlumpf-Schütz‘ auf der Jagd!
Ich glaube gar dass es dich gereut,
wenn Du einen Rehbock schießen musst,
weil du kein Jägerblut nicht hast!
Heut‘ aber gehst Du einmal mit mir
und auch eine Flinte nimmst Du Dir!
Kommt dann ein Hase angerannt
dann wird ihm einer aufgebrannt.
Du weißt doch, was ein „Lampe“ ist? [Spitzname für den Hasen = Meister Lampe]
Nun zeig‘, dass du ein Jäger bist!
So gingen sie denn beide los
Und Fritze knallte Schuss auf Schuss.
Doch Karl das Gewehr in Ruhe ließ,
weil ihm schon das Gewissen biss!
Auf einmal kommt ein Hase an,
er ist dem Karle schon ganz nah
und hätte ihn bald umgerannt –
vor Schreck stand Karl da – wie gebannt
und schon brüllt ihm der Fritze zu:
„na, dummes Luder, schieß‘ doch nun.
Und Karl zielt lang‘, als dass er schoss,
und als er schoss, da ging es nicht los!
Denn er hatte gar nicht erst geladen,
weil er doch so viel Mitleid hatte.
38
Löwenberger Blücherfest und Görisseiffener Volksfest
Oder: Stadt und Land Hand in Hand!
[Hier gibt es erst einiges zu erklären: in der Vorlage steht „Lamrich“.Dass mit diesem Wort nur Löwenberg gemeint sein kann, ergibt sich auch aus dem Text: („Stadt und Land“) Im großen Umland gibt es keine einzige weitere Stadt.
Gebhard Leberecht Blücher (1742-1819) war auch ein Schlesier. Als preußischer General hat er große Schlachten geschlagen, darunter auch bei der „Völkerschlacht“ um Leipzig 1813. Tapferkeit und Mut brachte ihm den Titel „Marschall Vorwärts“. ein Auch in den Wortschatz der deutschen Redewendungen hat er es gebracht: „Ran gehen wie Blücher!“
Kirmes ist das heutige Volksfest mit vielem guten Essen und Trinken (v.a. Bier), mit einem Rummelplatz, der Attraktionen der Schausteller bot wie „die Dame ohne Unterleib„ usw.]
Bürger:
„ Nun seid doch gebeten, besucht uns einmal,
denn seht doch, ihr Leute, die Zeit ist jetzt da,
auf die wir uns alle schon lang haben gefreut:
die feuchte, die schöne, die Blücherfestzeit!
Bauer:
Gar gerne, Ihr könnt es glauben kommen wir zu euch hinein,
zudem, da ihr uns Dörfler so freundlich ladet ein.
Wir wollen uns doch auch einmal den Umzug ansehen
und jetzt nach der Ernte ein paar Geldstücke ausgeben.
Es ist, wie man hört und tut zu lesen im Blatt, [Zeitung]
der Rummelplatz so groß, wie bald eine Stadt!
Das wird ja ein Leben, .grad wie auf dem „Haag“ [weiß ich nicht, anderer Platz?]
Wo keiner vor Mitternacht heimgehen mag!
Wir haben sowieso schon zehn Wochen gespart,
damit wir was haben von der „Blücherfestfahrt!
Morgen nehmen wir nun „Muttern“ recht schön unterm Arm
Und sind einmal lustig und tanzen uns warm!
Und dann, in acht Tagen, wenn bei uns Volksfest ist,
da kommt ihr aus „Lamrich!“doch sicher zu uns.
Wir backen schönen Kuchen und schlachten ein Schwein,
das soll dann der Abschluss vom Blücherfest sein.
So geben wir uns alle gemeinsam die Hand
und feiern die Feste von Stadt und vom Land!
Und wollen ein paar Stunden vergessen die Sorgen,
und haben wir kein Geld mehr, da tun wir es uns borgen.
39
Blücherfest 1935
Nein, hört doch bloß, es ist ja toll,
was dies Jahr alles werden soll
zum Bücherfest – da staunt man ja,
was die so alles bringen herbei.
„Zum Zapfenstreich“, so hab ich vernommen
Da soll der Blücher selber kommen.
Tanzt auf der Tanzdiele auch mit,
wenn er erst richtig kommt in den Tritt.
Und morgens und abends trinken wir
eine ganze Menge helles Bier.
Schon gleich zum Sonnabend geht es los,
und dann so weiter bis zum Schluss.
Denn „Hohberg*)“ hat ein Bier gebraut, [*) = sicher der Name der Brauerei]
das ist ein Göttertrunk ihr Leute!
Wer für die „Halswäsche“ viel braucht,
sich das Näschen ordentlich gleich eintaucht
Auf was mir uns besonders freuen,
das tut diesmal der Umzug sein!
und dann ist unser Aller Ziel
am Dienstag das Theaterspiel!
Zum Kinderfest, das ist ja klar,
dann tun wir es, wie alle Jahr‘
wir tanzen durch die ganze Nacht
und früh um drei wird Schluss gemacht!
Bloß tut dem Petrus auch flink schreiben,
das er die Wolken soll vertreiben.
Denn es tät nicht gerade schön sein,
wenn uns das Fest etwa sollte verregnen!
Es kann ja plätschern den Tag davor
Und dann auch noch einmal hinterher.
Zum Feste brauchen wir Sonnenschein,
dann kann es zwei Wochen heftig regnen.
Der Rummelplatz soll großartig sein,
auf den freuen sich die Kinderlein.
Verkreischen manches Geldstück dort, [geben „unnötig“? viel Geld aus!“]
dass Vatern angst und bange wird.
Ja, um den Watschker*) ist mir bang! [Watschker ist ein Geldbetel, Gelbörse]
Denn das Geld, das reicht doch nie so lang‘!
Darum suche ich nach dem Esel jetzt
Der vorne und hinten Gold raus spritzt! [nach dem Märchen der Brüder Grimm!]
Zu dem man bloß braucht leise sagen:
„Nun strecke dich flink““ – und schon tut schlagen
von hinten und vorne Geld, –
Dann könnte man fragen „Was kostet die Welt!
Und ich hätte genug dann noch zur Kirmes,
die in vierzehn Tagen ist bei uns!
Da kaufte ich mir gleich ein fettes Schwein
Und lade Euch alle dazu ein.
40
Die Heimfahrt vom Blücherfest
Heimwärts nachts vom Blücherfest
fährt der Paul mit seinen Kumpan [Kamerad, Gefährte]
in dem neuen Fensterwagen.
Hatten sich einmal was angetan.
Toll „geblüchert“ hatten beide,
das Bier war gut und groß der Durst!
Und wie sind dann wacklich geworden,
aßen sie zwei Ringe Wurst.
Erst nachts, so um zwölfe
fuhr der Kutscher Schulze vor
mit den Pferden vor dem Hotel,
müde war er wirklich sehr.
War es da kein Wunder, dass der Kutscher
auf seinem Bock schlief bald ein.
Und die Pferdchen liefen alleine
so bis zum Bahnhof Plagwitz rein. [Plagwitz ist eine Ortschaft bei Löwenberg]
Wo es bergauf geht, denkt der Paule:
„ach, hier steige ich flink mal aus,
und sein Freund, der Nachbar Karle
kriecht zum andern Türlein hinaus.
Denn alle beide hatten es nötig, „[Wasser abzulassen“]
bloß sie sahen sich nicht vor,
sagten nicht dem Kutscher Schulze,
der konnte darum auch nichts dafür,
für all das, was jetzt noch folgte,
fürchterlich wurde der Verdruss!
Denn wie das Wägelchen leichter wurde,
gingen die Pferde auf einmal los.
Immer feste – schapper, schapper
Über das Berglein drüber weg
Und die beiden Freunde liefen
hinter her, fielen oft in den Dreck!
Erst in ihrem Heimatdorfe
merkt der Nachtwächter den Spaß,
fragt den eingeschlafenen Kutscher:
„Sag mir doch, was soll denn das?“
Offene Türchen und keiner drinne
Das geht in meinen Kopf nicht rein,
weiß der Geier, sag doch Schulze,
was ist das für eine Teufelei?
Doch der übersieht die Lage
gar sehr schnell und dreht flink um. –
Und schon nach einer halben Stunde
sitzt sein Herr im Wagen drin
samt seinen Freund und Nachbarn Karle!
Die haben jetzt das Ding belacht.
Und dann noch, – als sie daheim,
ein paar Fläschchen leer gemacht.
41
Der höfliche Stotterer
Ein Fremder kam beim Blücherfest die Straße lang,
und kurz vor dem Bahnhof saß ein Männlein auf der Bank.
Den fragt der Fremde flink in allergrößter Not,
ob er noch zurecht käme zum Zwölferzug?
Das war nun freilich sehr ein großes Missgeschick
und für den gar eiligen Mann bestimmt kein Glück;
Denn das Männlein, das so friedlich auf der Bank saß,
das sagte zu dem Fremdling jetzt das:
„Ach, lieber Ma, Ma, Mann, das tut mir wirklich leid,
dass gerade ich, i, i ich Ihnen sagen soll Bescheid.
Sechstausend Bü, Bü Bürger hat nun unsere Stadt
und ausgerechnet mi, mi, mich haben sie gefragt!
Wären Sie doch lieber fi, fi, flink davon gerannt
Statt mi, mi, mich zu fragen hier auf der grünen Bank.
Jetzt haben Sie nun bestimmt den Zug verpasst! –
Und es war umsonst ihre go, go, große Hast
42
Heimkehrvom Blücherfest
Hoppla, hoppla Kamerad,
hast Du schief geladen? [zu viel getrunken?]
Hak‘ Dich doch ein wenig, ein [einhaken = Arm im Arm gehen]
sonst nimmst Du Schaden!“
Ach, dein Weibchen wird Dir jetzt
ordentlich etwas erzählen,
weil Du sie hast allein gelassen,
wo sie doch Sorgen quälen!
Hättest sie Dir bloß mitgenommen
heut zum Blücherfeste.
Sie hätte sicher mitgemacht
Bis zu allerletzten [Tanz].
Denn einen Walzer tanzt sie gern
und ist gern einmal lustig!
freilich, wenn Du sie zuhause lässt,
nun, dann wird sie fuchtig! [= zornig]
und sie wird Dir jetzt gar sehr
die Leviten lesen [eine Strafpredigt halten!]
Guck nur hin, da steht sie schon
mit einem großen Besen.
43
Osterhäschen
Nun kommen die Osterhäschen bald
gesprungen aus dem grünen Wald,
viel Eierle habe sie gelegt
von morgens früh bis abends spät!
Jetzt hocken sie sich die Körbe auf
Und rennen trepprunter und trepprauf
Und klopfen an bei jeder Tür,
legen bunte Eierchen davor.
Morgen werden sie im Garten versteckt,
seht zu, dass ihr sie gleich entdeckt.
Denn sonst kommen sie ja um
und das wäre wirklich schade darum.
Wenn ich nochmal ein Kindlein wäre,
da machte ich mir nie das Leben schwer,
täte alle Eier in eine große Tüte
und machte mich flink davon damit[te]
Denn mit dem Teilen ist das so, so!
Oft fällt man rein damit, ja, ja!
Drum haltet beim Suchen Euch feste ran,
dass Ostern Jeder tüchtig Stopfen kann!
44
Endlich ein schöner, warmer Regen zum Siebenschläfer
[Eine alte Bauern –Wetterregel sagt: so wie das Wetter am „Siebenschläfer-Tag“ (27. Juli) ist, so bleibt es dann sieben Wochen lang. Siebenschläfer sind kleine, mausähnliche Nagetiere (Körperlänge 16 cm, Schwanzlänge 13 cm. und halten sieben Monate lang Winterschlaf!]
Es regnet und regnet und die Erde wird nass,
nun füllt sich dem Bauern die Scheune und das Fass.
Darum lasst uns von Herzen jetzt den alle loben,
der hatte ein Einsehen im Himmel dort oben,
Denn böse sah es aus auf den Dörfern da hier,
kein Gras auf den Wiesen, auf den Feldern kein Klee!
Es konnte verzweifeln, wer das so sah,
bis gestern und heute nun das Wunder geschah!
Nun regnet es ihr Leute – zu spät ist es noch nicht,
jetzt wachsen die Kartoffeln, die Rüben, der Klee;
Wir schimpfen nun nicht mehr und sind sehr zufrieden
und preisen den Herrgott, der treu uns geblieben.
45
Zum Flugtag in „Raaks
[Ist damit vielleicht Rackwitz gemeint?]
Ach, wären wir doch bloß mit geflogen!
Denn es muss ja wunderschön sein!
So fünf Minuten in der Luft
So zu tun, als wäre es einem alles Wurst“ [alles egal!]
Doch da wir „notverordnet“ sind, [eine Anordnung, von den Nazis erfunden]
da müssen wir genügsam sein.
Man kann bloß sehen, wie andere fliegen
Und kann dabei die Platze kriegen! [= platzen vor Wut! = Schlesch’sche Sprache]
Wir haben nur geholfen die Wolken schieben.
Und keiner ist zuhause geblieben!
Ganz Löwenberg hat die Höhen erklommen
und hat am Flugtag teilgenommen, –
Heute sind wir freilich sehr verschnupft,
da wir zu lange zugeguckt! –
Wir haben uns bald die Beine erfroren,
weil wir nicht mitfahren konnten.
Einen Freiflug haben wir nicht erwischt,
Schwamm drüber, ach, es schadet ja nichts.
Ist mir alles so egal! –
Vielleicht klappt es ein anderes Mal!
46
Sommersingen
Nun wird bald Sommersonntag sein,
auf den sich alle Kinder freuen!
Manches Rucksäckchen liegt schon bereit,
und dass sie kaum erwarten sie die Zeit,
dass sie von Haus zu Haus können ziehen,
zu singen ihre Liedchen schön.
Darum legt nur alles hübsch zurecht,
denn sonst machen sie euch schlecht!
Und das wollen wir doch alle nicht,
wenn sie so dastehen morgens früh
und uns den Sommer singen ein,
dass uns der Herrgott gnädig sei.
Holt Brezeln, Eier flink hervor [weißt Du, was eine Brezel ist? Sonst mich fragen]
Und macht weit auf Eure Tür,
dann kommen sie haufenweise an
und ihr habt Eure Freude dran.
Fest wollen wir an der Sitte halten,
die Jungen geradeso wie die alten.
Denn es können bloß bessere Zeiten kommen,
wenn Alt und Jung hält schön zusammen.
47
Baden im Bober ist verboten
[Bober ist ein Fluss im Löwenberger Raum]
Der Karl wollte Fische fangen,
da ist er an den Bober gegangen.
Als er dort schmiss die Angel rein,
schwamm gerade die Anneliese vorbei.
Die war so recht im Schwunge drin
und legt vielleicht ein Tempo hin
als tüchtige Sportlerin, jugendfrisch,
schwamm sie im Wasser wie ein Fisch.
Wie Karl jetzt auf die Angel sieht,
ist er vor Freude ganz entzückt,
denn hin und her der Korken ging, [Korken = der „Schwimmer“, an dem
als wenn ein Zehnpfund-Hecht daran hing! der Angelhaken hängt]
Darum zieht nun flink der Mann
Die Angelschnur recht forsch an,
und es brüllt auch schon die Annelies,
der er dann das schöne Trikot zerriss!
Der Haken hatte sich darin verfitzt,
das arme Ding hat Blut geschwitzt,
und ob sie wollte oder nicht,
sie musste raus – und schämte sich.
Da aber Karl ein älterer Mann,
ging sie ganz nahe an ihn ran,
und der zog ihr nach langem Bücken
den Haken schmerzhaft aus dem Rücken.
Ja, seht ihr es, das kommt davon,
wenn man das Schwimmen nicht lassen kann,
dort wo es verboten die Polizei! –
ein paarmal glückt es, dann fällt man rein.
48
„Graf Zeppelin“ über Löwenberg
[Der Zeppelin ist ein Luftschiff. Erfinder war Graf Ferdinand von Z.]
„Er wird schon kommen, er wird schon kommen,
er hat es sich einmal vorgenommen“. –
Als einstmals ich den Vers gemacht,
da hat mich alles ausgelacht!
Und hat geschmollt dem Zeppelin, [schmollen = beleidigt sein]
der heimwärts fuhr in Richtung Wien.
Man hat gemuckt und hat gegrollt, [zornig sein]
Dass Zepp. durch aus nicht kommen wollt‘
nach unserm schönen Schlesierland,
es wäre vom Eigner ungalant, [Eigentümer]
und nun ihr Löwenberger alle,
jetzt ward ihr platt mit einem Mal,
als plötzlich über den Poppelberg
zog stolz heran das Riesenwerk!
Ihr wurdet auf einmal still und stumm,
als er so an kam mit Gebrumm.,
der wundervolle, stolze Aar, [= Adler]
der in der ganzen Welt schon war,
da standet Ihr wie fest gebannt,
als er sich neigte so galant,
und das Dorf Zopten überflog!
Die Turner dort waren schuld daran,
dass Zepp. auch mit zu uns ran kam.
Sonst wäre er wirklich nicht gekommen,
weil wir uns gar so beschämend benommen.
49
Vatertag 1931?
Die Mütter und die Kinderlein,
die können recht zufrieden sein:
sie haben beide ihren Tag,
wo jeder sie beschenken mag,
recht reichlich und mit offener Hand.
denn das wird dankbar anerkannt!
Doch jetzt denkt endlich auch einmal daran ,
dass Vatern wird etwas angetan,
der täglich sich so plagen muss,
entbehren jeglichen Genuss!
Ihm tät ein Vatertag gar wohl, –
drum schnell man einen schaffen soll.
Schenkt Tabak ihm und auch Likör,
denn es war schon so von alters her:
der Tabaksduft beruhigt sehr
die Nerven und noch manches mehr.
Und mit dem Likör ist es ähnlich so:
trinkt man ein paar Gläschen, wird man froh!
Nur schade, heute weiß keiner mehr,
wie gut einst tat so ein Trostlikör,
weil alle Geldbörsen sind jetzt leer
und uns bloß Sorgen drücken schwer!
Darum, wünscht ihr Frauen einen guten Mann,
dann schließt euch meinem Vorschlag an:
Ich bin für ein neues Volksbegehren,
das schnellstens auszuschreiben wäre,
und da stimmen alle mit „Ja“,
dass einmal was hat der Herr Papa!
50
Des Radlers Ärger
Wer vor dem Krieg auf dem Rad
fuhr die Lande kreuz und quer,
für den war es ein Vergnügen, denn
es erfrischte meistens sehr.
Heute nun, ist die Sache anders, –
denn der viele Staub und Dreck
treibt fast alle Lebewesen
schleunigst von der Straße weg.
Kommt da so ein Achtzylinder,
so ein „Mercedes“ angebrummt,
hüllt er dich in Straub und Dünste,
die bestimmt nicht sehr gesund.
Auch die vielen „Straßenflöhe“
mit einer“ Auspuffmieze“ drauf, [Motorradfahrer mit Freundin auf dem Rücksitz]
die so mächtig Staub aufwirbeln,
regen uns ganz furchtbar auf!
Und erst noch all die „Hanomagse“
Und der Opel große Zahl [Hanomag und Opel sind Automarken]
machen mit ihrem Dunstgemische
Unserer Nase Höllenqual.
Ja, der Staub macht jeden rasend,
aber der Benzingestank
macht uns alle miteinander
mit der Zeit noch lungenkrank
Doch der allergrößte Ärger
den so ein armer Radler hat,
das ist der, dass alle die „Autler“ [= Autofahrer]
sich noch freuen der bösen Tat.
Darum „Teert“ nur alle Straßen, [sie mit Asphalt versehen]
denn dann gibt es kein „Stöbern mehr, [= Staub aufwirbeln]
Und die vielen tausend Radler
Danken euch das sicher sehr!
51
Vogelmütterchens Klage
„Es ist mal wieder furchtbar schlimm
um uns jetzt hier bestellt,
denn von einer großen Katzenschar
wird uns böse nachgestellt.
Die Biester sind so unverschämt!
Wir kommen nie zur Ruh‘.
Sie stellen uns nach bei Tag und Nacht
und stören uns immerzu
in unserem lieben Brutgeschäft. –
Ach helft uns bitte doch.
Sperrt ein die süße Mietzekatz,
setzt sie vor das Mauseloch.
Habt Mitleid mit uns Vögelein,
da wir ganz hilflos sind.
Glaubt, auch ein kleines Vogelherz
schlägt nur für das liebe Kind.
Ach, wüsstet ihr, wie weh‘ uns ist
um das bange Mutterherz,
ihr fühltet sicher mit uns mit
und endet unseren Schmerz!
52
Angeführt
Ein Reiseerlebnis
[=Schlesischer Ausdruck! bedeutet: ausgetrickst! Siehe oben]
Auf der Greiffenberger Strecke,
wo das Züglein langsam fährt,
und wo einem die Zeit recht lang wird,
ist das heutige Ding passiert:
Vater, mit seinem kleinen Karl
Sitzt im Abteil vis a vis [= gegenüber]
Schmeißt zum Fenster raus die Mütze,
das Jungchen freut sich wie noch nie.
Denn zum Vorschein kam sie wieder,
wenn der Vater pfeifen tat.
Weil er nämlich sie nicht los ließ,
bloß einen Spaß gemacht sich hat.
Das gefällt dem kleinen Karlchen.
Und er lacht sich bald zu tot
Plötzlich greift er ins Gepäcknetz,
schmeißt zum Fenster raus seinen Hut.
Vater ist der Spaß vergangen,
doch sein Söhnchen ulkt ihn an:
„Nun sieh zu, wie du ihn wieder reinkriegst,
mach nur flink und pfeif einmal!
53
Der reumütige Ausreißer
Als Musterbild der Treue
schwimmt auf dem Jordan hier [= liebes Augenzwinkern. Jordan fließt in Israel]
des Braut-Enteleins Verlobter,
das allerliebste Tier.
Stets sah man sie zusammen,
„Ihn“ und sein Bräutelein,
dicht hockten sie beieinander,
als jetzt der Teich fror ein.
Er hat ihr Treu‘ gehalten!
Ganz rührend war es zu sehn,
doch jetzt, seit zweien Tagen,
da war es um ihn geschehen.
Ein grenzenloses Sehnen
Erfasst sein Entenherz!
Er wollte die Welt mal sehen,
und „Sie“ verging vor Schmerz!
Doch wo am Boberstrande
die große Eiche steht,
hat ihn die Reue gepackt,
und er ist umgedreht!
„Sie“ hat ihm bald verziehen,
freut sich der Wiederkehr. –
Sie weiß, kommt erst der Frühling,
passiert so etwas nicht mehr.
Die Hochzeit wird gefeiert,
zur schönen Maienzeit,
und dann beginnt für beide
die Flitterwochenzeit.
54
Ein wenig zu voreilig
Ein Volksfesterlebnis
Gummischuhe, das sind Dinger,
die nicht mehr in Mode sind,
denn zog man sie an zum Schutze,
kam Dreck einem oben rein.
Überhaupt vor vielen Jahren,
wo es noch keine geteerten Straßen gab,
ja, da konnte man es erleben,
dass man einen verlieren rat.
Dazumal fuhr Karl zum Volksfest
Mit dem Viertelzwölfer-Zug
Und als er im Zug drin saß,
sah er, dass er – einen bloß trug!
Denn der linke blieb ihm stecken
In dem riesengroßen Dreck!
Und dann fackelt er nicht lange, –
Schmiss er auch den rechten weg.
Schwupp, da lag er drin im Bober,
da ihm ein Schuh doch nichts nützt,
doch gar lang wurde sein Gesicht
und er guckte ganz verdutzt,
als er am anderen Tage heimkam
und auf dem Bahnhof einer stand,
der den linken Schuh im reichte,
den er gestern dort fand.
Da tat Karl seinen Freund verwünschen,
der ihn in der Bahn gesuppt [= geärgert, verspottet]
und mit seinem verlorenen Schühchen
immerfort hatte ausgestubbt! [siehe oben]
Darum, wer viel zum Volksfest wandert,
ziehe keinen Gummischuhe an,
weil man sie in Volksfest-Stimmung
gar zu leicht verlieren kann.